X-Mas mal anders

„Ich beneide dich!“ Ist mein momentanes Leben wirklich so beneidenswert ? Ein Nomadenleben, geflohen vor den grauen, naßkalten Wintermonaten in Deutschland?

Seit knapp 2 Monaten bin ich nun unterwegs. Nach 5 Wochen House Sitting ging’s weiter die Küste runter. Wild campen oder frei stehen, irgendwo, wo es irgendwie möglich ist. Einen ganz besonders magischen Hotspot fand ich direkt an Meer. Raus aus dem Van und rein ins Wasser! Nachts der sternenklarer Himmel und das Rauschen der Wellen um mich herum. Mehr Meer geht nicht!

Nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Die leuchtende Weihnachtsdekoration in den spanischen Städtchen erscheint bei 20 Grad surreal und vermittelt in keiner Weise eine Weihnachtsstimmung. Kein Glühwein, kein Plätzchenduft, keine Familienweihnacht. Das ist der Preis der Winterflucht.

Dafür ein Campingplatz mit bunt zusammengewürfelten Menschen, die zum Teil schon seit Jahren oder Jahrzehnten regelmässig für die Feiertage zum Jahresende hier aufeinandertreffen. An Heiligabend wird nach dem Sundowner am Meer gegrillt, geplaudert und gelacht – an einer langen Tafel mit Campingtischen und Stühlen. Jeder ist willkommen, niemand wird ausgeschlossen. Eine ganz neue weihnachtliche Erfahrung!

Als ich an Heiligabend tagsüber am Strand entlang lief und die  Menschen um mich herum betrachtete, stellte ich fest, wie friedlich die Welt sein könnte. Und vielleicht vermittelt Weihnachten genau das: für einen Moment eine friedliche Welt. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass sie vielerorts in Chaos versinkt. Der Angler, der geduldig mit seinem kleinen Sohn am Wasser sitzt, die Familie, unbeschwert mit den Kindern im Sand tobt oder die beiden älteren Damen, die sich während des gemeinsamen Spaziergangs angeregt unterhalten. Ich treffe Markus aus Deutschland, er sitzt am Strand und spielt Gitarre. Wir plaudern ein wenig und er erwähnt, dass er seit seiner Abreise aus Deutschland vor drei Monaten keine Nachrichten mehr gehört hat und nicht weiß, was gerade in der Welt geschieht. Surreal? Nein!

Ich beschließe, mich vom Weltgeschehen zu verabschieden. Da sich mein Leben auf den Wind, die Sonne und die Menschen um mich herum reduziert, ist das die perfekte Gelegenheit. Markus hat mich inspiriert. Ich hatte in den letzten Wochen den Fokus auf dem Entgiften meines Körpers aber zu wenig auf die geistige Hygiene gelegt. Jetzt war Nachrichten Detox dran. 

Ist es nicht so, dass wir immer nur das zu hören und sehen bekommen, was wir hören und sehen sollen? Und uns mit jeder Meldung immer Negatives, Spaltung, Haß und Hetze vermittelt wird? 

Darauf kann ich gut und gern verzichten. Man stelle sich vor, wie sich die Menschen und das miteinander verändert, wenn alle anfangen, die News in den Medien und allen möglichen Kanälen zu meiden. Weihnachtsstimmung! Man würde plötzlich viel Zeit haben, für Dinge, für die einem schon immer die Zeit gefehlt hat. Zeit füreinander haben. Man würde sich nicht mehr über das Weltgeschehen unterhalten, sondern miteinander lachen, singen oder tanzen. Der Fokus würde auf ganz anderen Dingen, aber vor allem, bei sich selbst liegen.

Unabhängig vom Chaos auf der Welt ist es von extremer Wichtigkeit, die Welt regelmäßig hinter sich zu lassen und tief in sich hinein zu tauchen. Dann erkennen wir, was wirklich wichtig ist: 

Miteinander anstatt gegeneinander. Kooperieren anstatt konkurrieren. Liebe anstatt Hass.

Merry X-Mas!

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